Zwischen Nachholbedarf und Aufholeffekten. Eumigra präsentiert Studienergebnisse zur EU-Zuwanderung

EUmigra (AGSA e.V.)

Zur Verbändeberatung der Integrationsbeauftragten am 1.9. hat das Landesprojekt Eumigra die Kernaussagen seiner Grundlagenstudie zur EU-Zuwanderung präsentiert. Die von Projektleiter Stöckmann vorgetragenen Studienergebnisse führten deutlich vor Augen, dass die für Sachsen-Anhalt bedeutende Zuwanderungsgruppe der Unionsbürger einer bedarfsspezifischen Betrachtung und Unterstützung bedarf, damit die Chancen des Lebens- und Wirtschaftsstandorts umfänglich genutzt werden. Im Gesamtbild liegen Aufholeffekte und Nachhholbedarfe eng beeinander.

So im Bereich Demografie: Die Anzahl der Unionsbürger in Sachsen-Anhalt hat sich seit 2011 mehr als verdreifacht, mit einem Anteil von 1,8 % an der Gesamtbevölkerung liegt das Land allerdings im Bundesvergleich noch ganz hinten. Starke Aufwüchse hingegen zeigt die Arbeitsmarktsituation: So liegt das Land bei der Zahl sozialversicherungspflichtig beschäftigter Unionsbürger ebenso wie bei der Beschäftigungsquote, die mit 69 Prozent im oberen Drittel des bundesweiten Vergleichs liegt, ganz weit vorn. Dass sich der Anteil der EU-Arbeitnehmer an allen Beschäftigten mittelfristig wesentlich erhöhen wird, ist mit Blick auf den durchschnittlich jüngeren Altersdurchschnitt der EU-Zugewanderten nur folgerichtig.
Diese Dynamik und ihre Chancen für den Wirtschaftsstandort Sachsen-Anhalt zeigte nicht zuletzt die interessante Prognose der Studie in Form von Modellrechnungen auf. Ein Beispiel: Würden sich 20 % der Unionsbürger zwischen 2020 und 2024 statt für eine unmittelbare Abwanderung für ein weiteres Verbleibsjahr in Sachsen-Anhalt entscheiden, könnten 16.470 Personen zusätzlich für den Arbeitsmarkt gewonnen werden.

Die anschließende Diskussion verdeutlichte im Detail, wie wichtig Angebote und Rahmenbedingungen einer spezifischen Willkommenskultur für Unionsbürger sind, damit diese im Land gehalten werden können. Spezifische Unterstützung gehört dazu, etwa bei der beruflichen Anerkennung von mitgebrachten Qualifikationen. Denn ein Großteil besitzt Berufsabschlüsse, wird aber aufgrund fehlender Anerkennung und Sprachkenntnisse nicht adäquat, sondern in prekären Arbeitsverhältnissen beschäftigt. Hier sollten Maßnahmen für ein besseres Matching von Unterstützungsangeboten greifen, waren sich die Diskussionsteilnehmer einig.

So gab die Präsentation im Ergebnis nicht nur Impulse zur Sensibilisierung für die Bedarfe dieser für das Land so wichtigen Zuwanderungsgruppe (Susi Möbbeck). Sie zeigte zugleich im Detail nach, inwiefern die EU-Binnenmigration eine „fundamental andere Logik“ als die Flüchtlingsmigration aufweist. Und das hat auf allen Ebenen erhebliche Auswirkungen auf die Integrationsarbeit für diese Zielgruppe, wie Integrationskoordinatorin A.. Hemmer in der Diskussion abschließend hervorhob.

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