„Mehrsprachigkeit ist zwingend erforderlich“

Zum Internationalen Tag der Muttersprache fand am 21.02.2022 um 19.00 Uhr die Online-Diskussion „Herkunftssprachen in der EU: Förderung oder Diskriminierung?“ mit rund 50 Teilnehmenden statt. Die Diskussionsteilnehmer*innen waren sich einig, dass Mehrsprachigkeit sowohl eine persönliche als auch eine gesellschaftliche Bereicherung darstellt, die als solche in der EU nicht ausreichend anerkannt wird.

Dabei haben alle EU-Mitgliedstaaten in einem Amtsblatt der Europäischen Union vom Mai 2019 bestätigt, dass Mehrsprachenkompetenz ein hohes Gut für die Gesellschaft und jeden Einzelnen sei. Mehrsprachenkompetenz biete viele Vorteile und es gelte sie zu fördern und auszubauen. „Mehrsprachigkeit ist zwingend erforderlich“, stellte Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, klar. Bilinguale Kinder würden oft noch als defizitär betrachtet und diskriminiert werden, dabei stelle die Herkunftssprache einen Teil der eigenen Identität dar, den es zu bewahren gelte.

Gleichzeitig sei das Erlernen der Landessprache für Zuwanderer unerlässlich, da Integration ohne Sprachkenntnisse unmöglich sei. Vielen EU-Bürger*innen in Deutschland werde eine gelingende Integration und Partizipation jedoch verwehrt, da der Zugang zu Sprachkursen für sie erschwert sei, erklärte Krzysztof Blau, EUmigra, Part Of Europe. Das Projekt EUmigra Fach-und Servicestelle EU-Migration Sachsen-Anhalt tritt für das verbriefte Recht der Gleichbehandlung der Unionsbürgerinnen und -bürger in Deutschland ein, das bisher nicht eingehalten werde. Deutschland brauche die Unionsbürger*innen, um den vorherrschenden Fachkräftebedarf decken zu können. Somit müsse sich Deutschland fragen, was es tut, damit sich die Unionsbürger*innen willkommen fühlen und gerne in Deutschland bleiben. Neben einem verbesserten Zugang zu Sprachkursen, könne es ein Anreiz sein, die Herkunftssprachen der EU-Bürger*innen in die Lehrpläne deutscher Schulen zu integrieren.

Ein aus der Debatte entwickeltes Positionspapier wird in Kürze veröffentlicht.

 

Organisiert wurde die Debatte vom Polnischen Bundesnetzwerk Partizipation und Soziales „PartOfEurope“, EUmigra Fach-und Servicestelle EU-Migration Sachsen-Anhalt, Info-Forum-Polregio in NRW und dem Polnischen Sozialrat e.V.

Die Diskussion wurde eingeleitet durch eine Begrüßung von Dr. Marta Neüff, Polnischer Sozialrat e.V. und einem verlesenen Begrüßungsschreiben von Dietmar Nietan, MdB (SPD), Vorsitzender der Deutsch-Polnischen-Gesellschaft Bundesverband e.V.

Nach einer Einführung in die Thematik durch Dr. Kamila Schöll-Mazurek, Sprecherin Part Of Europe folgte ein Impulsvortrag von Prof. Dr. Waldemar Martyniuk, Jagiellonen-Universität Krakau, 2008-2013 Exekutivdirektor am Europäischen Fremdsprachenzentrum (EFSZ) des Europarats.

Moderiert wurde die Diskussion von Joanna Szymanska, Part Of Europe & Info-Forum in NRW. Folgende Diskussionsteilnehmenden kamen zu Wort:

  • Anna Mróz, BEFaN-Netzwerk
  • Katarina Niewiedzial, Beauftragte des Senats Berlin für Integration, Polonia-Beauftragte
  • Rafal Bartek, Vorsitzender des Parlaments der Woiwodschaft Oppeln, Vorsitzender der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen (SKGD) im Oppelner Schlesien
  • Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten
  • Magdalena Tellus, Universität des Saarlandes
  • Krzysztof Blau, EUmigra, Part Of Europe
  • Katarzyna Werth, Mitglied des Beirates Metropolregion Stettin, Part Of Europe

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