Gründung mit landesweiter Beteiligung: Arbeitskreis Unionsbürger in Sachsen-Anhalt
Sachsen-Anhalt hat einen neuen landesweiten Initiativ-Verbund. Der am 20. September im einewelt haus der Auslandsgesellschaft in Magdeburg gegründete „Arbeitskreis Unionsbürger in Sachsen-Anhalt“ versteht sich als überregionale Arbeitsgruppe für die große Gruppe der zugewanderten EU-Staatsangehörigen. In die Initiative bislang eingebunden sind insgesamt acht Landkreise und die Landeshauptstadt Magdeburg – haupt- und ehrenamtlich Verantwortliche in den Strukturen der Integrationsarbeit wie die Koordinierungsstellen für Integration, Mitarbeitende aus der Beratungslandschaft Sachsen-Anhalts, Multiplikatoren aus Landesprojekten und der Integrationsbeauftragte der Landeshauptstadt Magdeburg.
Der Arbeitskreis sieht seinen Mehrwert in der fachlichen Netzwerkarbeit mit dem Ziel, das Thema der EU-Zuwanderung sichtbarer in die öffentliche Wahrnehmung zu bringen und an die politische Ebene zu vermitteln. Seine überregionale Expertise will das Netzwerk künftig im Sinn eines zielgruppenspezifischen Bedarfsmonitorings bündeln, Strukturmaßnahmen wie etwa Pilotprojekte im ländlichen Raum sollen dazu beitragen, vorhandene Angebote und Strukturen passgenau weiterzuentwickeln. Den Mitgliedern des Arbeitskreises ist es nicht zuletzt ein Kernanliegen, künftig über eine breit vernetzte thematische Austauschplattform und ein gemeinsames Sprachrohr zu verfügen, hat doch die Zielgruppe der EU-Zugewanderten praktisch keine Vertretung.
„Bezugsfolie des Arbeitskreises bleibt die Einsicht des Landesintegrationskonzepts, dass durch die EU-Binnenmigration spezifische Bedarfe entstehen, die sich von denen der Fluchtmigration erheblich unterscheiden. Während die Arbeitsmarktstatistik klar die wirtschaftliche Bedeutung dieser sehr heterogenen Zielgruppe für unser Land aufzeigt, besteht in zentralen Bereichen wie etwa der beruflichen Anerkennung oder bei den Zugängen zur sozialen Integration noch Nachbesserungsbedarf in punkto Gleichbehandlung, und das hat Auswirkungen auf das langfristige Bleibeinteresse der Unionsbürger in unserem Land“, fasste Ernst Stöckmann von der Auslandsgesellschaft (EUmigra) die gehaltenen Plädoyers in der Runde zusammen. Beizutragen zu einer vollständigeren Willkommenskultur sei man den Unionsbürgern, von denen die meisten als EU-Arbeitnehmer in unserem Land tätig sind, einfach schuldig.
„Es ist wichtig, dass das EU-Zuwanderungsthema eine stärkere Stimme und Aufmerksamkeit bekommt. Für Veränderung ist insbesondere die Sensibilisierung und das Erreichen und Einbinden politischer Entscheidungsträger wichtig“, so Iwona Kischel vom Integrationsbereich der Stadt Weißenfels. Aus Sicht des Integrationsbeauftragten Krzysztof Blau erfordert der gestiegene Fachkräftebedarf im Land ein stärkeres Zugehen auf die Gruppe der Unionsbürger – nicht nur beim barrierenreichen Zugang von EU-Arbeitnehmern zu Sprachkursen. „Wie die AGSA-Studie zur EU-Zuwanderung nun auch wissenschaftlich belegen konnte: Es kommen immer mehr arbeitende Unionsbürger hierher und das erfordert ein Anpassen der Angebote“ – ein Befund, den die ‚Blitzlichter‘ aus den Landkreisen für viele operative Einzelbereiche bestätigten.
Mit dem Landesprojekt EUmigra der AGSA hat der neu konstituierte Arbeitskreis einen neutralen Koordinator für die arbeitsorganisatorische Vernetzung eingesetzt. Die Einbindung weiterer Schlüsselakteure gehört zu den anstehenden Aufgaben ebenso wie der Aufbau einer geeigneten Kommunikationsstruktur und die Themensetzung. Um eine möglichst effektive und breite landesweite Beteiligung sicherzustellen, werden bei den Netzwerktreffen physische wie digitale Formate gleicherweise eine Rolle spielen. „Es gibt viel anzupacken, aber der Anfang ist gemacht“, zeigte sich Mario Gabler vom JMD der Diakonie Zerbst erfreut über die Ergebnisse des Gründungstreffens.
Über die weiteren Entwicklungen und Termine des Arbeitskreises wird das Portal des EUmigra-Projekts der AGSA künftig regelmäßig informieren.